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„Covid-Kids“ – aktuelle Forschungsergebnisse

Vortrag von Prof. Neumann am 14.06.2022
Vortrag Covid
Datum:
21. Juni 2022

Nach einigen Monaten Verzögerung kam es in der vergangenen Woche doch noch zu dem mit Interesse erwarteten Vortrag von Prof. Neumann vom Institut für Erziehungswissenschaften an der Universität Tübingen, in dem er sich mit den Folgen der Corona-Pandemie aus Sicht der Heranwachsenden beschäftigte. Viele der von ihm genannten Forschungsergebnisse können aus Lehrer- wie Schülerinnensicht bestätigt werden:

Das Wohlbefinden junger Menschen hat sich verändert. Als sinnstiftend und schön wurden in der Lockdown-Zeit die freie Zeiteinteilung, die Internetnutzung, aber auch Familie und Tiere genannt. Schlimm waren für die Kinder und Jugendlichen vor allem die Enge zu Hause, die Isolation, aber ebenso schulische Probleme. Auch die gesellschaftlichen Spannungen, wie z. B. die Coronaleugnung, Arbeitslosigkeit und weitere soziale Folgen wurden als beunruhigend wahrgenommen. Im Alltag veränderte sich das Zusammenleben mit den Eltern und den Geschwistern oft positiv, während Freunde, aber auch Großeltern schmerzlich vermisst wurden. Geschlechterrollen wurden in dieser Zeit verstärkt, wie z. B. die Aufgabenverteilung in Haushalt und Familie. Auch wurde das häusliche Umfeld zum Teil als gefährlicher Ort mit Gewalt und Missbrauch erlebt. Ein Viertel der Befragten gab Angst vor einer Corona-Erkrankung an; Mädchen und Jugendliche in bildungsfernen Familien zeigten in allen Bereichen stärkere negative Gefühle. Insgesamt wurde ein Zusammenhang zwischen der Lebenszufriedenheit und der erlebten Freiheit deutlich: In Hoch-Zeiten der Pandemie sank daher das subjektive Wohlbefinden von 95 auf 50 % in Deutschland. In diesem Zusammenhang sind u. a. stark angestiegene psychische Auffälligkeiten sowie Verzögerungen im Spracherwerb und in Grundkenntnissen und -fähigkeiten zu beklagen.

Viele fühlen sich von der Politik nicht beachtet und übergangen. So muss es Ziel sein, politische Entscheidungsträger auf die Situation der Heranwachsenden aufmerksam zu machen und zu mittel- und längerfristigen Maßnahmen zu bewegen, die in Schule und Familien mit Hilfe externer Partner umgesetzt werden können. Dass die Pandemie somit nicht nur als gesundheitliches Problem, sondern auch als soziales Problem und als „autoritäre Versuchung“ durch Gewöhnung an Verordnungen und Direktiven wahrgenommen und thematisiert werden muss, bekräftigte Professor Neumann zum Schluss seiner von Publikumsbeiträgen unterstützten Ausführungen.

M. Ahlfs

Vortrag Covid 2