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Von untergehenden Pazifikinseln und den Lebensbedingungen von Mädchen in Afghanistan

Die Hamburger Autorin Carolin Phillips war zwei Tage zu Gast am Erzbischöflichen Gymnasium Marienberg, las aus ihren Büchern und kam mit den Schülerinnen ins Gespräch
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Datum:
28. März 2022

Angefangen hatte alles mit einer Buchung für die LitCologne im März 2020. Eine Klasse des Marienbergs fand die Ankündigung der Veranstaltung „Amina – mein Leben als Junge“ so spannend, dass sie Karten buchte und einen Interview-Termin mit der Autorin für die Radio-AG vereinbarte. Doch dann kam Corona, die Veranstaltung fiel aus und das Autorinnengespräch konnte nur als Videokonferenz stattfinden. Genau zwei Jahre später wurde die persönliche Begegnung möglich, Carolin Philipps reiste nach Neuss und war zwei Tage lang in allen Klassen der Jahrgangsstufen 6-9 zu Gast, erzählte, las ihre Geschichten und sprach mit den Schülerinnen über ihre Arbeit als Schriftstellerin.

In den Klassen 6 und 7 wählte sie ihr neustes Jugendbuch „Tuvalu – bis zum nächsten Sturm“ (2021) und für die Jahrgangsstufen 8 und 9 „Amina – mein Leben als Junge“ (2019). Beides sind Erzählungen zu drängenden Fragen unserer Zeit: Klimawandel, Gerechtigkeit und Freiheit, für die sich die Schülerinnen sehr empfänglich zeigten.

„Tuvalu“ beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Klimawandels im gleichnamigen Inselstaat im Südpazifik, mit einer Gruppe Jugendlicher Klimaaktivistinnen und mit Fragen um die Bedeutung von Freundschaft, Familie, Traditionen. Tahnee, die Hauptfigur dieser Erzählung muss sich fragen, ob das Leben in ihrer Heimat angesichts der zunehmenden Stürme und Überschwemmungen überhaupt noch eine Zukunft hat. Lohnt es sich noch, mit den Klimaaktivisten der „Pacific Warriors“ zu kämpfen oder wäre es richtig nach Neuseeland auszuwandern.

„Amina“ behandelt die Geschichte einer Bacha Posh, eines afghanischen Mädchens, das als Junge aufwachsen muss, damit der Vater sein Ansehen nicht verliert, weil er nur Töchter hat. Es erzählt auch von der Macht der Taliban, von der Flucht einer afghanischen Künstlerin, die sich für die Gleichberichtigung von Frauen engagiert und vor allem von Amins / Aminas Suche nach ihrer eigenen Identität.

Carolin Philipps‘ Heldinnen erleben schwierige Situationen, die aber alle einen ganz realen Hintergrund haben. Es sind ernste Geschichten, teils bedrückende Erlebnisse, aber auch Geschichten von jungen Mädchen, die nicht aufgeben, die eintreten für das, was ihnen wichtig ist und in fast aussichtslosen Situationen ihren Weg finden.

Im Gespräch mit den Schülerinnen wurde Carolin Philipps auch nach ihrer Arbeitsweise und ihrem Selbstverständnis als Autorin gefragt. Ihre Geschichten beruhen immer auf persönlichen Begegnungen. Bei dem Buch „Amina – mein Leben als Junge“ waren es Gespräche mit Mädchen, die aus Afghanistan geflüchtet waren, die sie in einer Flüchtlingsunterkunft kennengelernt und mit denen sie viele Gespräche geführt hat. Sie beschreibt diese persönlichen Erzählungen und die Ergebnisse ihrer Recherchen als Puzzleteile aus dem echten Leben, aus denen sie in ihren Jugendromanen ein neues literarisches Bild zusammensetzt. Mit ihren Romanen will sie vor allem Verständnis und Mitgefühl bei den Leserinnen wecken, aber auch Dankbarkeit dafür, dass wir unser Leben in Freiheit und Sicherheit führen können.

Auf die Frage, was ihr selbst beim Schreiben wichtig ist, antwortet sie: „Ich schreibe meine Bücher für eine Welt, in der es nicht mehr darauf ankommt, ob jemand blonde oder schwarze Haare hat, groß oder klein, die Nase spitz oder platt ist, sondern nur darum, wie wir miteinander umgehen.“

Stefan Wiesbrock

Zu beiden Büchern hat die Radio-AG des Gymnasiums Marienberg in ihrem Podcast „Buchtipp für Dich!“ eine Buchvorstellung mit Autorinnen-Interview erstellt.

> https://www.nrwision.de/mediathek/buchtipp-fuer-dich-tuvalu-bis-zum-naechsten-sturm-von-carolin-philipps-220120/

> https://www.nrwision.de/mediathek/buchtipp-fuer-dich-amina-mein-leben-als-junge-von-carolin-philipps-211004/