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Exkursion zur Gedenkstätte Buchenwald am 25.-26.08.2021

Buchenwald
Datum:
12. Sep. 2021

27 Schülerinnen der EF in Begleitung von Frau Bittis und Herrn Meisenberg konnten glücklicherweise eine sehr interessante Exkursion nach Weimar auf den Ettersberg zur Gedenkstätte Buchenwald durchführen. 

Es war nicht nur eine bedrückende, sondern auch eine lehrreiche und eindrucksvolle Fahrt. Übernachtet haben wir in einer ehemaligen Kaserne der SS, die zu einer internationalen Jugendbegegnungsstätte umfunktioniert worden ist.

Buchenwald wurde zwischen Juli 1937 und April 1945 als Haftstätte zur Zwangsarbeit betrieben. Es wurden Regimegegner, Vorbestrafte, Nichtsesshafte, Homosexuelle, Sinti und Roma sowie zahlreiche Juden inhaftiert. Fast 280.000 Menschen aus über 50 Nationen mussten hier unter schlimmen Arbeits- und Lebensbedingungen ihr Dasein fristen und mehr als 56.000 Menschen starben durch willkürliche SS-Ermordungen, Folter, medizinische Experimente, Krankheiten, Erschöpfung und Hunger.

Als wir nach unserer 6-stündigen Busfahrt in Buchenwald, einem Stadtteil von Weimar, ankamen, wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt und bekamen durch pädagogisches Fachpersonal das große Gelände ausführlich gezeigt.

Der SS-Bereich, die unvorstellbar grausamen Bedingungen für Häftlinge im ehemaligen Lagerkomplex, die Funktion der Wachtürme sowie der Steinbruch und das Krematorium wurden thematisiert. Auf den langen Rundgängen wurde uns auch das ehemalige Lagergelände mit Torgebäude, Arrestzellenbau, Desinfektion, der ehemalige Bahnhof und verschiedene Mahnmale vorgestellt. Der Sezierraum, die Verbrennungsanlage, die Pathologie und im Gegensatz dazu die Führersiedlung mit angeschlossenem Privatzoo ließen uns die Grausamkeit und den Kontrast zwischen Leben und Tod gut erkennen. Wir waren erschüttert und traurig, was Menschen anderen Menschen antun können. 

Auffallend war auch das weiße Lagertor mit der zynischen Inschrift in roter Farbe: „Jedem das Seine“. Vom Appellplatz aus war dieser Spruch für jeden Gefangenen somit beim täglichen Appell morgens und abends zu lesen.

Überall auf dem Gelände sind Informationstafeln auf Gebäuden und den Überresten des Lagers zu finden. An den Standorten der demontierten Lagerbaracken bzw. Häftlingsunterkünften sind die Grundrisse durch Steine mit den entsprechenden Blocknummern zu erkennen.

Eine Dauerausstellung zur Geschichte des Konzentrationslagers Buchenwald mit Objekten und Erinnerungsstücken, die ehemalige Häftlinge der Gedenkstätte zur Verfügung gestellt haben, besuchten wir am nächsten Tag. Exponate wie blau-weiß-gestreifte Häftlingskleidung, Schlagstöcke, Karteikarten einzelner Häftlinge waren in Schaukästen zu sehen. Viele Bilder, Dokumente und Interviews, Zeitzeugenberichte und Biographien von Opfern und Tätern haben uns das Ausmaß der schlimmen Verbrechen greifbarer gemacht und nähergebracht. Die Opfer bekamen so nun ein Gesicht und waren nicht nur eine Nummer.

In gemeinsamen Gruppengesprächen haben wir über unsere Gefühle und Eindrücke sprechen können. Hier haben uns Originalfotographien und auch Zeichnungen von Häftlingen geholfen, vieles zu verarbeiten. Einige von uns konnten ihre Emotionen auch sehr gut in gezeichneten Bildern ausdrücken.

Dass so eine Gedenkstätte erhalten und auch öffentlich zugänglich gemacht wird, finde ich sehr wichtig. In Geschichts- und Schulbüchern kann man sicherlich viel über die Zeit des 2. Weltkrieges erfahren, aber an einem realen Ort bekommt man Eindrücke und Gefühle, die man kaum in Worte fassen kann.

Auch Verwandte und Angehörige derer, die diese schwierige Zeit hier verbringen mussten, können hier von den Hinterbliebenen Abschied nehmen. Viele Gedenktafeln mit letzten Grüßen von Enkeln und Urenkeln wurden über die letzten Jahre hinweg angebracht. Auch eine in die Erde eingelassene Gedenkplatte mit einer Liste vieler Nationalitäten und Religionen von Menschen, die hier inhaftiert waren, ist immer 37 Grad warm. Das entspricht der menschlichen Körpertemperatur. Ein sehr emotionaler Moment beim Berühren der Platte. Diese Symbolik soll an diesem Ort des Leides und des Todes eben auch an das Leben der Menschen erinnern, die dieses auf so grausame Weise verloren haben. Es ist ein bewegender Ort, der an die schlimmen Verbrechen erinnert. Für uns werden es unvergessliche und berührende Erinnerungen bleiben.

Da durch die Corona-Krise sehr viele Klassenfahrten, Schüleraustauschprogramme und Exkursionen abgesagt werden mussten, waren wir überglücklich, eine gemeinsame Zeit verbringen zu dürfen.

Wir möchten uns herzlichst bei beiden Lehrern für ihre tolle Betreuung und Nervenstärke während der Busfahrt bedanken. Auch dem Busfahrer Werner gebührt ein großer Dank. Er hat uns prima mit Getränken versorgt und sicher hin und zurück nach Neuss gefahren.

Eva Quildies, EF