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Feierstunde zur Übergabe des Kunstwerkes „Drei Schiffe“ des Künstlers Kang Sunkoo

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Datum:
22. Sept. 2025

Am Freitag, dem 19.09.2025, fand im Forum der Schule Marienberg die offizielle Übergabe des Kunstwerkes zur Erinnerung an Ausgrenzung, Vertreibung und Ermordung an die Schulöffentlichkeit statt. Neusser Bürger schenkten das Kunstwerk der Stiftung Schule Marienberg und Kinderheim St. Anna und setzen damit ein Zeichen gegen das Vergessen. Die Skulptur, die bereits seit einiger Zeit verhüllt im Forum der Schule angebracht war, ist nun für die Schulöffentlichkeit sichtbar.

In der Begrüßung durch Schulleiter Norbert Keßler, der durch die Veranstaltung führte, brachte er einerseits die Freude zum Ausdruck, die man erfährt, wenn man ein Geschenk empfängt. Gleichzeitig aber machte er den sehr großen Ernst und die tiefe Trauer über den Anlass deutlich, der zu dem Werk geführt hat. Die Skulptur dient der Vergangenheit und der Erinnerung. 

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In den Jahren 2022 und 2023 hatten sich mehrere Schülerinnen im Rahmen der Facharbeiten in Geschichte in der Stufe Q1 mit den ehemaligen jüdischen Schülerinnen der Schule befasst. Romy Hemmer, als eine der Verfasserinnen, berichtet über ihre Arbeit, über die Dokumente, die sie in Archiven gefunden haben, die bereits in frühen Jahren die Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung dokumentieren und auch über ein zentrales Dokument, das sie gelesen und ausgewertet hat: die Stammrolle der Schule. In der Stammrolle, die ebenfalls gezeigt wurde, sind alle Schülerinnen der Schule u.a. mit Namen, Geburtsdatum und Religion erfasst.

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Anschließend lasen 4 Schülerinnen der Stufe EF in sehr ausdrucksvoller Weise Auszüge aus dem Tagebuch der Lieselotte Katz. Sie gehörte zu den ehemaligen jüdischen Schülerin, die die Schule von 1931 bis 1933 besuchen konnte. Ihr gelang es später, von ihrer Familie getrennt, nach Palästina zu emigrieren. Die Auszüge schildern bewegend die Repressalien, von Ausgrenzung, Raub und Gewalt, die Lieselotte bereits im Jahr 1933 erfahren musste, ebenso ihre Gedanken und Sorgen um die Familie und andere jüdische Bürger.

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Im Beitrag des Künstlers Kang Sunkoo, der das Kunstwerk zum Gedenken an die jüdischen Schülerinnen, insbesondere an diejenigen, die dem Holocaust zum Opfer gefallen sind, geschaffen hat, wendet er sich mit der Frage an die heutigen Schülerinnen und an alle Anwesenden: Was ist (uns) heilig? Für ihn ist der Vorhang, der das zentrale Element seiner Skultpur darstellt, ein Schutz dessen, was heilig ist. Dieses Element findet sich in unterschiedlicher Weise in den verschiedene Religionen. So verdeckt die Parochet in allen Synagogen den Toraschrein. In den christlichen Religionen wird in der Fastenzeit das Kreuz mit einem Tuch bedeckt.

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In besonderer Weise gerührt und dankbar über die Veranstaltung und das Werk zeigten sich die beiden Töchter von Lieselotte Katz, Joan Noble und Mari Bruce. Sie hatten in den letzten Tagen mehrfach an Schulen aus dem Tagebuch ihrer Mutter vorgelesen und waren mit den Jugendlichen ins Gespräch gekommen. Sie gaben die Hoffnung weiter, dass die nächste Generation eine bessere Zukunft schaffen möge.

An diese Worte schlossen sich Oberpfarrer Andreas Süß und Pfarrer Sebastian Appelfeller mit einem gemeinsamen ökumenischen Segensgebet an.

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Erinnerung, so schließt Herr Keßler den Festakt, bedeutet im Hebräischen mehr als das reine Gedenken. Es schließt die Vergegenwärtigung der Vergangenheit mit ein, die somit eine andere Wirklichkeit und Wirkmächtig erfährt. 

Musikalisch einfühlsam gestaltet wurde die Veranstaltung von Annika Becker (Klarinette) und Michael (Köhne).

Die Schule Marienberg dankt allen, die diese Feierstunde ermöglicht haben.

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