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Wir sind alle Selfies Gottes

Selfie anders 1
Datum:
12. Sep. 2021
Selfies anders 7

Im Rahmen des katholischen Religionsunterrichtes steht auch das Thema „Wer bin ich? Wer will ich sein? – Auseinandersetzung mit Selfies als digitalen Selbstinszenierungen“ auf dem Lehrplan der Jahrgangsstufe 7.

Natürlich hatten die allermeisten Schülerinnen mit Selfies bereits Erfahrungen gemacht, jedoch geht es in dieser Unterrichtseinheit auch um die Selbst- und Fremdwahrnehmung und zum Hinterfragen der Selfie-Kultur.

Selfies - wer bin ich? Ich knipse, also bin ich? Ich werde gesehen, also bin ich? Diese Fragen haben wir uns im Unterrichtsgespräch und mithilfe dieses Gebetes gestellt:

Selfies anders 6

Wer bin ich?
Wer bin ich?
Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen,
oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß?
Wer bin ich, die oder jene?
Bin ich denn heute diese oder morgen eine andere?
Bin ich beides zugleich?
Wer ich auch bin, Du kennst mich, 
Dein bin ich, o Gott!
(frei nach Dietrich Bonhoeffer)

Zunächst wurden einige Selfies erstellt und auch solche, bei denen man nicht das Gesicht sehen kann, sondern so jede Schülerin überlegen sollte, was sie unverwechselbar für andere macht, so dass sie dennoch erkannt werden kann von ihrem Umfeld. Jede Schülerin erfuhr über die Fotos viel über sich und andere. Es gab viel ermutigenden Zuspruch, wer wie schön aussieht, auch wenn einem sein eigenes Bild vielleicht nicht so gut gefällt. Positives feedback ist gerade für Pubertierende sehr wichtig, zumal in dieser Zeit der Identitätssuche viele Zweifel an sich und seinem Aussehen vorherrschen.

Unter verschiedenen hashtags wurden Selfies erstellt z. B. zu #roots, bei dem sich die Lernenden überlegten, wie sie ihre eigenen Ursprünge und Herkunftsfamilien darstellen könnten. Der hashtag #dream beschäftigte mich den Wünschen und Sehnsüchten und der Zukunft der Schülerinnen. Dieses Thema ist gerade auch für Heranwachsende sehr wichtig.

Selfies anders 9

Schließlich gelang der Bezug zur Schöpfungsgeschichte, in der Gott den Menschen als sein Abbild schuf.  „Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie.“ (Genesis 1, 27). Mit viel Enthusiasmus wurde die Frage diskutiert, ob wir alle Gottes Selfies sind, egal wie unterschiedlich wir sind. In jedem Fall erfuhren die Mädchen, dass jede einzelne von Gott gewollt und geliebt ist, dass sie Gottes Züge in sich trägt.

Zum Ende der Unterrichtsreihe beschäftigten wir uns mit den Hauptaussagen des Psalms 139 „Herr, du hast mich erforscht und kennst mich ganz genau.“ sowie dem Jesaja-Wort „Siehe, ich habe deinen Namen in meine Hand geschrieben, ich habe Dich immer vor Augen.“ (Jes 49,16). Hier wurde den Schülerinnen deutlich, dass sie sich vor Gott nicht verstellen müssen, anders als vielleicht in ihren Selfies, und dass er jede einzelne in seiner Hand hält und begleitet. Um diesen schönen Gedanken zu verdeutlichen, haben sich die Schülerinnen selbst und gegenseitig dieses Versprechen Gottes in die Hand geschrieben.

Insgesamt ein interessantes und sehr schülernahes Projekt, das sich auch kritisch mit der aktuellen Selfie-Kultur auseinandersetzt.

U. Deußen, KR in Klasse 7

Selfies anders 4