Workshop im Clemens Sels Museum Neuss

Mit zwei Controllern in der Hand und einem Headset auf dem Kopf bewegten sich die Marienberger Schülerinnen des Kunstleistungskurses der Q1 durch den Gartensaal des Clemens Sels Museums in Neuss. Eingeladen hatte das Clemens Sels Museums über die Kuratorin Jenia Sychinskaya den LK der Q1, an einem Workshop mit den Medienkünstlerinnen Beate Gärtner und Michelle Adolfs im Gartensaal des Museums teilzunehmen.
Was für den Beobachter dann eher skurril aussah, wenn die Schülerinnen sich vereinsamt und verloren mit Brille und Controllern bewegten, produzierte in der virtuellen Realität Skulpturen als Video und 3D-Bild mit faszinierender Ausdrucksstärke. Der Schaffensdrang der Schülerinnen ging sogar so weit, dass sie mit ihrer VR-Kunst unter Anleitung der beiden Medienkünstlerinnen Beate Gärtner und Michelle Adolfs eine komplett neue Kunstform für den Unterricht ins virtuelle Leben gerufen haben. Beate Gärtner und Michelle Adolfs zeigten sich begeistert von den Ergebnissen der Schülerinnen und erstaunt über die Leichtigkeit mit der die Schülerinnen das gänzlich neue Medium für den Unterricht im Museum nutzten. Die vorherigen Workshops beider Künstlerinnen fanden im Museum Lehmbruck in Duisburg und im Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden statt.
Bildung mit neuer Perspektive: Das Team der beiden Künstlerinnen praktizierte im Clemens Sels Museum eine moderne Wissensvermittlung, die um die Komponente des Könnens sowie des Erlebbarmachens unter Anwendung von Virtual Reality Technologie erweitert wurde. Freigestellt von der Verpflichtung, wahre Sätze und Ergebnisse anzustreben, konnten sich die Marienbergerinnen darauf spezialisieren, die anerkannten schulischen Diskurse mit alternativen Realitätsversionen zu konfrontieren und skulpturale Gebilde in der virtuellen Realität zu konstruieren. Die Marienbergerinnen spielten mit voller Lust an der Provokation das Spiel: Ich sehe was, was du nicht siehst und zeigten sich während des Workshops und in der Reflexion am folgenden Tag begeistert.
Die professionellen Künstlerinnen gaben den Schülerinnen ein neues Gefühl für die Räume und die Gegenstände der virtuellen Welt, weil die Schülerinnen weniger Konsumenten als vielmehr Produzenten der virtuellen Welt sein konnten. Die erlebte Suspendierung des Klischees, schulischer Kunstunterricht ereigne sich auf Papier und Leinwand, war eine gewinnbringende Erfahrung mit großem Bildungswert nicht nur für den schulischen Alltag. Kunstunterricht entpuppte sich wiederum als Medium des Wissens und berichtete ungehemmt über alles, was gefällt. Die Schülerinnen suchten ihre eigenen Thematiken und arbeiteten diese losgelöst von jeder schulischen Auftragssituation aus. In diesem vielfältigen Artikulationsgestöber der Kunst, das wenige Menschen interessiert, entzieht sich die künstlerische Artikulation der Überprüfung und geriert in ihrem auftragslosen Bedeutungsüberschuss neuartige, innovative Dinge und Prozesse, die wiederum den Innovationen einer Gesellschaft zugeführt werden.
Olaf Gruschka
